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Das trockene Auge

    Die Diagnose klingt relativ harmlos: Trockenes Auge. Der Fachbegriff dazu ist Keratokonjunctivitis sicca oder auch kurz Sicca-Syndrom. Wer davon betroffen ist, weiß, dass ein ständiges Fremdkörpergefühl im Auge oder laufend tränende Augen sehr unangenehm sind. 

    Bei einem gesunden Auge herrscht ein perfektes Zusammenspiel aus Tränenflüssigkeit, dem Sekret der Meibom-Drüsen und dem Blinzeln, so dass wir gar nicht bemerken, wie das Auge ständig befeuchtet wird. Ist dieser Mechanismus gestört, funktioniert die Benetzung des Auges nicht mehr richtig und es kommt – je nach Ausprägung – zu unangenehmen Symptomen, die den Alltag der Betroffenen stark beeinflussen.

    Dass es Tränendrüsen gibt, ist hinlänglich bekannt. Die Meibom-Drüsen kennt hingegen kaum jemand, obwohl eine Dysfunktion derselben die häufigste Ursache des trockenen Auges ist. Sie sind benannt nach dem deutschen Arzt Heinrich Meibom, der sie 1666 erstmals beschrieb, und spielen bei der Benetzung des Auges eine wichtige Rolle. Sie befinden sich entlang der Ränder unserer Augenlider und sondern ein öliges Sekret ab, welches dafür sorgt, dass der Tränenfilm nicht gleich verdunstet. 

    Der das Auge benetzende Tränenfilm besteht aus drei Schichten. Direkt auf der Hornhaut ist die Muzinschicht, die dafür sorgt, dass der Tränenfilm auf der Hornhaut haftet. Darauf befinden sich die wässrige Tränenschicht aus den Tränendrüsen und die oberste Schicht aus dem öligen Sekret der Meibom-Drüsen (Lipidschicht). Letztere sorgt dafür, dass der Tränenfilm nicht zu schnell verdunstet.
    Über den Tränenkanal wird die Tränenflüssigkeit wieder abgeleitet.

    Das trockene Auge kann mehrere Ursachen haben:

    1. äußere Faktoren wie Staub, wenig Luftfeuchtigkeit, Computerarbeit, Klimaanlagen, …
    2. Es wird zu wenig Tränenflüssigkeit produziert
    3. Die Meibom-Drüsen sondern zu wenig Sekret ab

    Die Ursache sollte auf jeden Fall durch eine fachärztliche Untersuchung abgeklärt werden, damit eine zielgerichtete, die Beschwerden lindernde Behandlung durchgeführt werden kann.

    Das trockene Auge, solange die Symptome nicht ausgeprägt sind, kann durchaus lange unbemerkt bleiben. Eine unserer Kundinnen litt jahrelang unter geschwollenen Augenlidern, die sie jedoch als kosmetisches Problem wahrnahm. Erst mit dem Auftreten eines ständigen Fremdkörpergefühls in den Augen und einer akuten Lidrandentzündung suchte sie ärztlichen Rat. Diagnose: Trockenes Auge aufgrund einer Dysfunktion der Meibom-Drüsen. Mit der Behandlung bildeten sich zu ihrer Überraschung auch die seit Jahren stark geschwollen Lieder innerhalb weniger Tage zurück. 

    Welche Symptome zeigen sich beim trockenen Auge:

    • Fremdkörpergefühl (wie Sand) in den Augen, da das Lid quasi über die trockene Augenoberfläche scheuert
    • gereizte und geschwollene Augenlider, ausgelöst unter Umständen von einer Lidrandentzündung (Blepahritis)
    • tränendes Auge – wenn das Auge versucht, mittels Tränen den Tränenfilm aufrecht zu erhalten
    • rote, gereizte Bindehaut
    • gelblich verklebte Augen vor allem in der Früh
    • sensible, müde Augen
    • schmerzende, brennende, juckende Augen, Druckgefühl
    • Beeinträchtigung beim Sehen

    Wie wird die Diagnose gestellt?

    Während der ärztlichen Untersuchung wird eine genaue Anamnese von Auge und der das Auge umgebenden Haut (Lider) vorgenommen. Mit dem Schirmer-Test kann die Tränenproduktion festgestellt werden. Dazu wird ein spezielles Filterpapier in die Lidfalte des unteren Augenlids gelegt. Damit kann die Feuchte gemessen werden.
    Zudem kann die Tränenfilmaufrisszeit nach dem Lidschlag gemessen werden. Dabei wird die Hornhaut mit einem Farbstoff angefärbt. Dies ermöglicht der Augenärztin/dem Augenarzt zu erkennen, wie schnell nach dem Wimpernschlag trockene Stellen am Auge auftauchen. Bei unserer Kundin war nach zwei Sekunden der gesamte Tränenfilm verdunstet – dieser sollte mindestens 10 Sekunden intakt bleiben, beim gesunden Auge ist dies noch deutlich länger.

    Eine gründliche ärztliche Untersuchung ist einerseits wichtig, um die passende Behandlungsform zu wählen und andererseits, um andere, durchaus ernsthafte Erkrankungen auszuschließen. Ein Ignorieren der Symptome kann dem Auge schaden, indem die Hornhaut vernarbt oder eintrübt und im schlimmsten Fall auch zur Erblindung führen kann.

    Augenpaar einer Frau schaut schräg nach links

    Was fördert die Entstehung eines trockenen Auges?

    • das Alter: das trockene Auge ist leider eine mit zunehmendem Alter häufiger auftretende Erkrankung. Die Produktion des Tränenfilms verringert sich bzw. die Zusammensetzung verändert sich, indem z.B. die Meibom-Drüsen verstopfen und zu wenig Sekret absondern oder auch weniger Tränenflüssigkeit produziert wird.
    • Hauterkrankungen wie Schuppenflechte, atopische Dermatitis, …
    • bestimmte Medikamente können die Befeuchtung des Auges stören
    • hormonelle Ursachen, wie Basedow, aber auch die Hormonveränderungen in den Wechseljahren (Menopause)
    • Schädigung der Tränendrüsen durch z.B. rheumatische Erkrankungen oder beim Sjörgen-Syndrom
    • äußere Einflüsse wie Wind, staubige Luft, trockene Luft durch Klimaanlagen oder auch Bildschirmarbeit (Office-Eye-Syndrom)
    • das Tragen von Kontaktlinsen kann bei manchen Menschen Symptome des trockenen Auges hervorrufen.

    Was kann ich gegen das trockene Auge tun?

    Je nach Ursache des trockenen Auges wird auch die Therapie unterschiedlich sein. Ein trockenes Auge durch viel Bildschirmarbeit und trockener Luft durch die Klimaanlage im Büro wird anders behandelt als ein trockenes Auge aufgrund einer Dysfunktion der Tränen- oder Meibomdrüsen. 

    Die Behandlungsbreite zieht sich über den Einsatz von Tränenersatzmittel, beruhigenden und befeuchtenden Augentropfen, einer zielgerichteten Lidrandhygiene, entzündungshemmender, eventuell auch antibiotika- oder kortisonhaltiger Salben oder die vorübergehende Einnahme von Antibiotika bis hin zu eventuellen medizinischen Eingriffen. Welche Therapie notwendig ist, kann daher nur die Augenärztin oder der Augenarzt entscheiden – von eigenen Verdachtstherapien ist dringend abzuraten. 

    Bei unserer Kundin kam noch das Problem einer Unverträglichkeit von Wollwachs (Lanolin) hinzu. Da sie von dieser Allergie bereits länger weiß, konnte sie schon mit ihrer Augenärztin nach einer Alternative suchen. Lanolin ist in vielen gängigen, auch rezeptfrei erhältlichen Augensalben enthalten und prinzipiell ein wertvoller, natürlicher Bestandteil. Sollten sich Symptome nicht bessern oder gar neue hinzukommen, kann ein Ausweichen auf wollwachsfreie Salben eventuell für Linderung sorgen. Dies gilt natürlich auch für andere Inhaltsstoffe, sollte es zu einer allergischen bzw. unerwünschten Reaktion kommen bzw. sich keine Besserung einstellen. Gerne helfen wir Ihnen bei der Suche nach gleichwertigen Alternativen, sollten Sie den Verdacht haben, ihre Augentropfen/salben nicht zu vertragen.

    Die Diagnose bei unserer Kundin ist eine extreme Ausprägung des trockenen Auges. Die akute Lidrandentzündung (Blepharitis) ist in ihrem Fall eine Folge der fast komplett verstopften Meibom Drüsen. Es war in den ersten Tagen der Therapie neben stark befeuchtenden Augentropfen/-gel auch der Einsatz einer kortisonhaltigen Salbe notwendig, um die akuten Entzündungen der Augenlider zielführend zu lindern. Zudem soll sie dauerhaft täglich eine Lidrandhygiene durchführen, um das verdickte Sekret in den Meibom-Drüsen mit warmen, feuchten Augenkompressen zu verflüssigen und anschließend sanft die Lider massieren, um damit ein Austreten des Sekrets anzuregen. Natürlich ist es ernüchternd, wenn mit der Diagnose eröffnet wird, dass die Ursache nicht behoben werden kann, aber mit Konsequenz und Geduld sollte sich nach wenigen Wochen doch eine deutliche Besserung und Stabilisierung einstellen. 

    Bei dieser häufigsten Form des trockenen Auges (Dysfunktion der Meibom-Drüsen) gibt es keine vollständige Heilung. Dennoch können Betroffene viel tun und damit eine Besserung der Symptome bis hin zu Beschwerdefreiheit herstellen. Mit einer konsequenten (dauerhaften) Therapie sollte sich innerhalb weniger Wochen eine merkliche bis deutliche Besserung einstellen: Augentropfen und Lidrandhygiene (siehe Infobox unten) sollte in den täglichen Ablauf wie das Zähne Putzen oder Duschen eingebaut werden, um beschwerdefrei zu bleiben. Andernfalls verstopfen die Drüsen meistens wieder. Manchmal wird auch die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren empfohlen, da diese eine positive Wirkung auf die Meibom-Drüsen haben sollen. Wissenschaftlich erwiesen ist dies nicht, einen Versuch aber vielleicht wert. 

    Lidrandhygiene:

    Warm, feuchte Kompressen (ca 41 Grad) für 5 bis 10 Minuten auf beide Augen auflegen. Es können auch Schwarztee-Beutel verwendet werden. Von Kamillentee wird abgeraten, da dieser für zusätzliche Reizungen sorgen kann. Um die Temperatur über die Dauer der Auflage halten zu können, gibt es in der Apotheke auch Masken, die dies gewährleisten. Durch die Wärme wird das Sekret verflüssigt und kann dadurch leichter austreten.

    Illustration Lidrandmassage

    Lidrandmassage: Nach der warmen Augenkompresse sanft mit dem sauberen Finger oder einem Wattestäbchen die Oberlider und Unterlider zur Lidkante hin streichen/massieren
    Damit wird das verdickte Sekret der Meibom-Drüsen heraus gedrückt.

    Wichtig: Geduld und Konsequenz


    Unser Tipp:
    Gehen Sie zu ihrer Ärztin/ihrem Arzt sollten Symptome wie geschwollene Augenlider, Rötungen im und um das Auge oder Fremdkörpergefühl nicht innerhalb kurzer Zeit wieder verschwinden. Es gibt viele Ursachen, die scheinbar die selben Symptome verursachen, aber unterschiedliche Behandlungen erfordern – zudem können nur durch eine ärztliche Untersuchung ernsthafte Erkrankungen ausgeschlossen werden. Sie haben nur zwei Augen – achten Sie auf diese.

    Fotos: Headerbild KI-generiert, Augenpaar: Zimek; Illustrationen: Zimek